Urwaldsteig Edersee

Zuletzt aktualisiert am 2. Mai 2022 von Marc

Urwaldsteig Edersee, letzte deutsche Urwälder und deutsches Atlantis

Urwaldsteig Edersee klingt, als ob im Nationalpark Kellerwald in Hessen Pumuckl mit Meister Eder und Udo im Örtchen Lindenberg leben. Allerhand ist dort bereits ohne Kobolde und Udo los. Wetten, dass du beim Lesen tief Atem holen musst! Es geht zwar vor allem ums Wandern in herrlicher Natur, Erholung mit Wildromantik, aber auch Herzergreifendes, wie Atlantis aus den Fluten und Wassersport!

Das Herz weiten auf dem Urwaldsteig Edersee

So breit wie der Himmel weitet sich das Herz beim Aufstieg rund um den Edersee. Die Wirren der Welt unten zurückzulassen ist befreiend!

Bei mittelschweren Aufstiegen durch Eichen- und Buchenwälder schweifen die Augen oft zufrieden über den See. Weiße Segelboote, sanft gewellte Bergkuppen im Hintergrund und poetische Ortsnamen beflügeln die Fantasie. Lichtenfels, Liebesinsel, Rehbach und der Nationalpark-Eingang „Himmelsbreite“ in Herzhausen sind einige davon. Die kurzen, aber intensiven Höhenaufstiege erreichen meistens 250 bis 400 Meter.

Da es 22 Stunden braucht, um den gesamten Urwaldsteig am Edersee abzuwandern, sind die 67 Kilometer in sechs bequem begehbare Etappen aufgeteilt. Vor der Etappenbeschreibung kurz die steilsten Eckdaten der Edersee-Region.

Der Edersee ist mit 11,8 Quadratkilometern Fläche der zweitgrößte Stausee Deutschlands, nach dem Forggensee in Bayern mit 15,2 Quadratkilometern! Seine Badetemperatur liegt im Sommer meistens bei über 20 Grad Celsius.

Der Nationalpark liegt im Naturpark Edersee, nördlich des Kellerwald-Gebirges Naturbelassener, typisch deutscher Rotbuchenwald zeichnet ihn aus. Er bietet bedrohten Tieren, wie Schwarzstörchen, Rotmilanen und Uhus, eine Heimat.

Strandbäder mit Liegewiesen, wie Strandbad Waldeck, Badebuchten, und das mythische Atlantis sind am Edersee kostenlos.

Atlantis am Edersee und Singender See, fantastisches Hessen!

Läuten wir die bewegte Geschichte des Edersees in Frankenberg mit ein paar Kuriositäten ein.

Es begann mit Kaiser Wilhelm II., dem letzten deutschen Kaiser und König von Preußen. Er wollte 1905 die Eder bei Waldeck aufstauen, 35 Kilometer von Kassel entfernt. Einige Dörfer ließ er daher abtragen und weiter oben neu errichten. Denn die Aufstauung sollte die Geburtstunde des Edersees sein. Sie betraf ungefähr 900 Menschen und 155 Gebäude, vor allem in Asel, Berich und Bringhausen.

Die Leute verbauten in ihren neuen Häusern auch mitgebrachte Teile ihrer eigenen Fachwerkhäuser! Selbst die Kirche von Nieder-Werbe ließ man nicht im Dorf. Man trug sie 1912 ab und baute sie im neuen Dorf wieder auf. Herzhausen und Nieder-Werbe konnten hingegen zur Hälfte stehenbleiben.

Schließlich fand 1914 die Einweihung statt. Doch die Hauptperson fehlte. Kaiser Wilhelm konnte nicht persönlich erscheinen, der erste Weltkrieg hatte begonnen!

Noch fantastischer, die für den neu entstandenem Stausee gefluteten Dörfer tauchen jeden Spätsommer wieder für eine gewisse Zeit aus den Fluten auf. Zumindest das, was noch von ihnen übrig ist. Denn dann leitet der gefüllte See stets größere Mengen seines Wassers an Weser und Mittellandkanal weiter. So bleiben diese beiden Wasserwege den Sommer über schiffbar.

Im Edersee sinkt darauf der Wasserspielgel rapide ab. Nach und nach gibt er seine versunkenen Schätze wieder frei. Dazu gehören zwei begehbare Brücken, Viehtränken, Steinmauern, Friedhöfe mit betonversiegelten Grabstätten, Pflasterstraßen und so weiter. Auch die Liebesinsel im Edersee steht plötzlich im Trockenen. So ist jede spätsommerliche Freilegung eine zauberhafte Zeitreise in die Vergangenheit.

Die freigelegten, geriffelt wirkenden Zonen begrünen sich rasch.

Auch einen „Härtetest“ im 2. Weltkrieg überstand die Edertalsperre gut. Die massive Beschädigung, ein breites Mauerloch, hatte die Royal Air Force auf dem Kerbholz. Sie löste damit eine sechs bis acht Meter hohe, dröhnende Flutwelle aus, die einen Teil der RAF-Leute mit sich riss. Auch Kühe ertranken.

Schon bald gelang es, die Edertalsperre wieder zu schließen. Das Edersee-Museum berichtet ausführlich und in Bildern, inklusive Grußkarten der heutigen Royal Family.

Apropos Royals, Holländer kommen auch gerne ins hessische Naherholungsgebiet am Edersee. Immerhin ist Prinzessin Emma zu Waldeck und Pyrmont, seit 1879 Gemahlin von Kaiser Wilhem II., Stammmutter aller niederländischen Könige und Königinnen nach ihr.

Wäre Deutschland noch Monarchie, hätten wir jetzt den Ururenkel Georg Friedrich von Preußen, mit Ehefrau Sophie von Isenburg, als sympathisches deutsches Kaiserpaar.

Wilhelms majestätischer Staudamm ist nun über 100 Jahre alt. Die Kirchturmspitze, die aus dem Edersee ragt, ist allerdings erst seit 2014 im Edersee. Sie zeigt die ehemalige Position der alten Kirche an.

Eine Nachtwanderung zur 48 Meter hohen Edersee-Staumauer ergibt bei Nacht tolle Fotos. Denn jeden Abend ab 21 Uhr leuchtet die anmutig gebogene Riesenmauer stimmungsvoll und farbig durch LED-Strahler. Wandern mit Kindern und Taschenlampen lässt sich auch gut mit einem nächtlichen Spaziergang zur „Uhrenkopfkanzel“ kombinieren. Das ist vom Hotel Ederseeblick in fünfzehn Minuten zu schaffen und zeigt das Leuchtspektakel von oben.

Warum heißt der Edersee auch „Singender See„? Überall, wo an frostigen Wintertagen Seen zufrieren, und zugleich Sonne die Eisschicht erwärmt, klingt es wie eine Mischung aus Vogelzwitschern und vorbeizischendem ICE. Durch die Erwärmung der Eis-Oberfläche, während die Unterseite kühl bleibt, entstehen Spannungen. Bilden sich unten kleine Risse, „singt“ das Eis in verschiedenen Tonlagen.

Nun aber zum Wandern am Edersee!

Die sechs Etappen des Urwaldsteigs am Edersee

Je nachdem, wo du anfängst, verschiebt sich die Nummerierung, also auf die Strecke achten, nicht auf die Zahl davor!

1. Von Waldeck nach Hemfurth, fast sieben Kilometer, etwas über zwei Stunden

Oberhalb Schloss Waldeck marschierst du vom Wanderparkplatz zum Elsterberg und Ziegenberg, vorbei an steilen Böschungen, durch Wald mit urigen Eichen und Buchen. Immer wieder lockt die wunderbare Aussicht zur Talsperre. Im Urwald liegen auch einmal Stämme auf dem Weg, das Überklettern verleiht der Tour Abenteuerstimmung.

Du gelangst auf dem Naturpfad zur Friedrich-Meyer-Hütte und Aussichtsplatz „Kanzel„. Erole dich auf den gemütlichen Holz-Sitzbänken mit einmalig schönem Blick auf See und Schloss.

Durch Wälder erreichst du den „Uhrenkopf„, oder „Uhrenberg“ mit Aussichtsplattform und einem sehr beeindruckenden Überblick über die Talsperre. Über die Brücke erreichst du das E.on-Infozentrum in Hemfurth. Es ist die einzige „leichte“ Etappe. Sie gibt von oben einen tollen Gesamtüberblick über die Region.

Alle folgenden Etappen sind mittelschwer.

2. Von Hemfurth nach Bringhausen, zehn Kilometer, vier Stunden

Vom Parkplatz in Hemfurth wanderst du hinauf zum E.on-Infozentrum, dann bergauf und in Serpentinen zum „Großen Hegekopf“, dem Gipfel. Statt steilem Aufstieg ist auch die Standseilbahn als Abkürzung zur Aussichtsplattform „Peterskopf“ nett, mit weitem Blick über die Dörfer. Von hier gelangst du wieder zum Urwaldsteig.

Passiere den Aussichtspunkt „Weißer Stein“, den ehemaligen Steinbruch der Edertalsperre. Von hier siehst du den früheren Stein-Waschplatz. Über den schmalen Steig durch urige Buchenwälder des Nationalparks geht’s zur „Sauermilchplatz“-Hütte. Nimm, nach Umrundung des Daudenbergs und seiner Steilhänge, den Abstieg nach Bringhausen.

3. Von Bringhausen nach Kirchlothausen oder Herzhausen, dreizehn oder sechzehn Kilometer, in vier oder sechs Stunden

Vom Wanderparkplatz „Kirchweg“ marschierst du zur Aussichtsplattform „Fünfseenblick“ hinauf. Als Lohn winkt ein herrlicher Panoramablick übers Edertal.

Du wanderst weiter durchs Eingangstor zum Nationalpark Kellerwald-Edersee. Ein Abstieg führt ins Bach-Kerbtal Wieslohgraben, mit wunderbar reiner Quelle.

Reizvolle rosa Pfingstnelken-Polster und zartweiße Ährige Graslilien verzaubern im Sommer mit ihren Blüten. Angenehm gluckst der Forellenbach Banfe in Mäandern dahin. Ein Nebenfluss der Banfe heißt witzigerweise „Große Küche“, ein Picknick ist hier tatsächlich eine gute Idee!

Dann geht’s wieder bergauf, diesmal auf den Arens-Berg mit einem der letzten, naturnahen Altbuchenwälder Deutschlands im UNESCO-Weltnaturerbe. Hier wachsen auch Hainbinsen und Waldmeister. Über schmale Pfade gelangst du dann den Bärenbach hinab und wieder hinauf zum Ringelsberg.

Schließlich führt der Urwaldsteig Edersee um tiefe Talschluchten des Hundsbaches herum zum Hagenstein. Der Blick ins Edertal heißt auch „Loreley des Edertals“.

Dann stracks auf nach Kirchlothausen oder Herzhausen! Dort darfst du nach Herzenslust Baden, Campen, Grillen und Kegeln im Freizeitpark Teichmann in Herzhausen, Gemeinde Vöhl. Wer Angeln oder mit dem Wohnwagen kommen will, bitteschön!

4. Von Kirchlotheim oder Herzhausen nach Asel, elf Kilometer, drei bis vier Stunden

Auf dem Urwaldsteig Edersee geht’s oberhalb des Freizeitparks Teichmann los, an Feldern vorbei.

Nach Umrandung des Ochsenbühl, oder auch Betrachtung des Thingplatzes auf dem Ossenbühl, geht’s zur Ederbrücke bei Herzhausen und entlang der Uferpromenade. Im Juli und August erblüht dort sehr stimmungsvoll das Seggenried, gelb und lila. Man spricht vom „Ederfeld„.

Durch urwüchsigen Wald mit Seeblick gelangst du den Hangweg hinauf zur Jugendherberge „Hohe Fahrt“, dann bis Asel.

5. Von Asel nach Scheid oder Nieder-Werbe, elf oder sechzehn Kilometer, etwas vier bis fünf Stunden, auf dem „Knorreneichstieg“

Gehe vom Parkplatz „Strieder Eiche“ los zur Bucht von Asel, um den Katzenberg herum. Steil den Lindenberg hinauf passierst du auf engem Pfad wieder echten Buchen-Urwald! Immer wieder erfreut die herrliche Aussicht auf den See, und die himmlische Ruh‘ auf dem Lindenberg!

Dann steigst du an Resten der früheren, keltischen „Hünselburg“ vorbei, hinab Richtung Edersee. Unterhalb dieser ehemaligen Fliehburg wachsen seltene Pflanzen wie Prachtnelke, Deutsche Hundszunge, Mosaik-Schichtpilz und andere.

Bewundere, durch Mischwald laufend, am Kahlen Hardt den Urwaldbestand, Steppengrashüpfer und den Ausblick zum See. Schließlich erreichst du die Bucht von Nieder-Werbe.

6. Von Scheid oder Nieder-Werbe nach Waldeck, vierzehn oder neun Kilometer, sechs oder etwas über drei Stunden

Gehe munter durch die Bucht von Nieder-Werbe, um eingekerbte Bachtäler herum. Dann wieder hinauf, zum Aussichtspunkt „Mühlecke“. Weiter schöne Aussicht und Wälder genießend erreichst du den Bärental-Bach.

Über eine Holzbrücke geht’s Serpetinen entlang, dann hinab zur Bucht von Waldeck. Abschließend spazierst du hinauf zum Waldecker Schloss. Somit ist die Urwaldsteig-Edersee-Tour virtuos abgerundet!

Ferienattraktionen für Kinder beim Wandern am Edersee

Der Abenteuerspielplatz „Welt der Sinne“ an der Uferpromenade von Waldeck ist eine Belohnung für Kinder. Auch der Kletterwald für Kinder und Erwachsene begeistert. Noch nicht genug? Wie wär’s mit Sommerrodelbahn in Nieder-Werbe, Adventure Golf und Bungee-Jumping?

Aufsehen erregend ist auch der Aquapark an der Waldecker Uferpromenade. Er sorgt für reichlich Wasserspaß.

Oder das „Tolle Haus am Edersee“. Hier steht das gesamte Haus mit seinem Dach auf dem Boden, während der Fußboden oben ist, samt Sitzmöbeln, Tisch, Blumentöpfen und so weiter. Auch das Maislabyrinth Vöhl macht Spaß.

Und natürlich der Wildtierpark mit Abenteuerspielplatz, Holz-Spielboot, Klettergeräten, Lehrpfad und Streichelzoo. Außer Damwild, Tarpane und Sorraia-Wildpferde kannst du auch eine Wolfsrudel-Fütterung und Flugschau mit Greifen sehen, Luchse, Fischotter, Damwild und Waschbären.

Yachthafen und Personenschifffahrt unweit des Strandbades Waldeck entspannen auch gut. Oder Marsch, beziehungsweise Gondelfahrt, zur intakten Höhenburg „Schloss Waldeck“ aus dem 11. Jahrhundert. Hunde erlaubt! Das schmucke Schloss residiert 120 Meter hoch auf einem baumbestandenen Berg und bietet, selbst weithin sichtbar, den besten Ausblick über den Edersee.

Das Vier-Sterne „Schloss-Hotel“ vermittelt echtes Burg-Feeling im glorreichen Gemäuer. Traumhafte Ausblicke und das spannende Burgmuseum versüßen den glamourösen Aufenthalt.

Es gibt auch wohltuende Heilbäder, die nur 20 Minuten vom blau funkelnden Edersee entfernt sind. Die Gastronomie ist überall super. Spezialitäten sind zum Beispiel Schepperlinge aus gebratenem Kartoffelteig, und Waldecker Südfrüchte, ein orangener Steckrüben-Eintopf. Die Hessen sind eben, gleich nach Goethe, wahre deutsche Poeten und überraschen selbst mit Küchenpoesie!

Fazit

Ist der Edersee dort, wo sich Hund und Katze „gute Nacht“ sagen? Schließend aus Namen wie „Hundsbach“, „Katzenberg“ und der Greifenwarte im Wildtierpark? Aus dem Vintage-Gefühl beim Betrachten detailgenau erhaltener, drolliger Fachwerkhäuser in Frankenberg und uriger Standseilbahn-Gondeln könnte man das schließen. Auch, wenn man an die denkmalgeschützte, vierbogige und zeitweise begehbare Aseler Brücke aus dem 19. Jahrhundert denkt. Sie steht im versunkenen Alt-Asel und taucht nur bei Niedrigwasser auf.

Tatsächlich kommt das Herz im Landkreis Waldeck-Frankenberg zur Ruhe, wie die Oberfläche des weiten Edersees. Sowohl durch märchenhafte Stille beim Durchwandern tierreicher Urwälder, als auch bei Bootsfahrten auf dem berühmten Bade- und Angelsee.

Doch steht es jedem frei, seinen geruhsamen Bade- und Wanderurlaub am Edersee durch turbulente Erlebnisflöße mit Hunden, Kanufahren, Segeln, Tauchen, modernes Wasserski, Tret- und Elektroboote, Tandem-Surfen, Golfen mit Hund, Klettern und Radfahren oder Mountainbiking rings um den Edersee zu kombinieren.

Auch Events wie Segelclubs, Elektro-, Tret- und Ruderboote sind up to date. Ebenso stehen, beispielsweise, das Bio-Hotel mit Seminarräumen „Fünfseeblick“ in Bringhausen, der Kinder- und Jugendzeltplatz bei Herzhausen, Ferienhäuser und Pensionen mitten im Leben und sind es wert, sie mit allen Sinnen zu genießen!

Marc

Hi, ich bin Marc und wandere für mein Leben gern. Mehr über mich und meine Wanderleidenschaft erfährst Du hier: „Wandern macht mich glücklich“. Wenn Du mir eine kurze Nachricht senden möchtest, besuche meine Kontaktseite hier.